Wenn die Knochen schwinden – Osteoporose
Die Osteoporose, auch Knochenschwund genannt, gehört zu den weltweit häufigsten Krankheiten. Es trifft jeden Zehnten von uns: im Alter krumm zu werden, mit Rückenschmerzen und gebrochenem Oberschenkelhals bettlägerig zu sein. Jede dritte Frau ist betroffen, und lange wurde die Osteoporose als Frauenkrankheit angesehen. Diese Einschätzung ändert sich langsam, denn inzwischen ist jeder fünfte Patient männlich. Unbehandelt ist diese Erkrankung mit viel persönlichem Leid verbunden. Aber die Vorbeugung ist möglich und zu Behandlung gibt es wirksame Medikamente.
Die Knochen sind nicht so starr und stabil, wie se erscheinen. Sie werden das ganze Leben lang auf-, um- und abgebaut. In der Jugend wächst das Knochengerüst, etwa mit dem 30. Lebensjahr erreicht die Knochenmasse ihr Maximum. Je „knochenfreundlicher“ bis dahin die Ernährung war und je mehr Sport getrieben wurde, desto besser sind die Startbedingungen für den im Laufe des weiteren Lebens unvermeidlichen Knochenabbau. Der Verlust ist bei Frauen schwerwiegender, da ihn der Hormonverlust in den Wechseljahren beschleunigt. Zusätzliche Risikofaktoren sind neben dem Alter unter anderem das Auftreten von Osteoporose in der Familie, Bewegungsmangel, Alkohol- und Nikotinmissbrauch. Auch die langfristige Einnahme von Kortikoiden, etwa bei Patienten mit rheumaartigen Erkrankungen, führt zu Knochenverlust.
Vorbeugung durch Ernährung und Sport
Knochengesunde Ernährung kann die Entstehung der Osteoporose verhindern. Knochengesund bedeutet: viel Calcium, viel Vitamin D, wenig Phosphat und wenig Alkohol. Calcium ist reichlich in Milch- und Milchprodukten, aber auch in Kräutern und Gemüsearten wie Lauch oder Brokkoli enthalten. Eine oft vernachlässigte Quelle ist das Mineralwasser, das mindestens100 Milligramm Calcium pro Liter enthalten sollte. Täglich braucht der Körper etwa ein Gramm Calcium, in den Wechseljahren oder in der Schwangerschaft mehr. Eine milchreiche Ernährung kann diesen Bedarf decken. Zusätzlich gibt es (Brause-) Tabletten mit Calciumsalzen.
Calcium kann im Darm an Phosphat und Oxalat gebunden werden und wird dann nicht mehr ins Blut aufgenommen. Daher sollten Phospat und Oxalat vermieden werden. Reich an Phosphat – und damit schädlich für die Knochen – sind unter anderem Wurst, Süßigkeiten und Cola. Kinder bauen ihre Knochen noch auf. Sie sollten deshalb wenig Cola und andere so genannte „Softdrinks“ trinken, sondern lieber viel Milch.
Vitamin D sorgt dafür, dass Calcium aus dem Darm aufgenommen wird. Dieses Vitamin bildet der Körper bei Sonnenlicht in der Haut. Bereits die Lichtmenge, die man über das Gesicht und die Unterarme aufnimmt, reicht aus. Ohne Sonnenlicht fehlt Vitamin D und die Knochen werden weich. Vitamin D-reiche Nahrung stärkt die Knochen. Es ist als fettlösliches Vitamin besonders in fettreichen Fischen wie der Makrele enthalten. Vitamin D und das verwandte Dihydrotachysterol können auch als Medikamente eingenommen werden.
Calcium bildet die Basis jeder Osteoporosebehandlung, hinzukommen Physiotherapie und das Vermeiden von Stürzen. Zur Vorbeugung und in leichten Fällen reichen täglich ein Gramm Calcium und 1000 Einheiten Vitamin D aus. Dies ist die Grundlage jeder Behandlung. Bei ausgeprägterem Knochenschwund oder bereits eingetretenen Brüchen verordnet der Arzt zusätzliche Medikamente. Sie können aber nur wirken, wenn genug Calcium und Vitamin D durch die Nahrung, durch Nahrungsergänzungsmittel oder durch Medikamente vorhanden sind.
Schmerzen müssen behandelt werden
Typisch für Osteoporose sind chronische Rückenschmerzen. Verursacht werden sie vor allem durch Brüche in den Wirbelkörpern. Die Muskeln versuchen anschließend das Rückgrat zu stützen und verspannen dabei, was ebenfalls schmerzhaft ist. Der Rücken krümmt sich, der Bauch tritt vor, die Körpergröße nimmt ab. Der Schmerz führt zu Bewegungsmangel, dies verstärkt wiederum den Knochenabbau. Schmerzmittel durchbrechen diesen Teufelskreis. Auch physikalische Behandlungen wie Massagen können Erleichterung bringen.
Schmerzlose Messung des Knochenzustands
Zur Diagnose einer Osteoporose kann sich der Arzt verschiedener Methoden bedienen. Sie reichen von Fragebögen zur Erfassung der Risikofaktoren über die Messung der Körpergröße bis zu Knochendichtemessung und Blutuntersuchung. Ähnlich wie beim Röntgen werden bei der schmerzlosen Knochendichtemessung energiereiche Strahlen durch den Knochen geschickt. Je mehr Masse der Knochen noch hat, desto mehr schwächt er dabei die Strahlung ab. Durch den Computer wird aus diesen Daten die Knochendichte berechnet.
Wird die Knochendichtemessung zur Früherkennung eingesetzt, ist also noch kein Bruch eingetreten, werden die Kosten zurzeit nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die Knochendichtemessung wird auch zur Erfolgskontrolle einer medikamentösen Behandlung eingesetzt
Hormone schützen den Knochen
Die Osteoporose wird durch den Hormonabfall in den Wechseljahren beschleunigt. Es liegt also nahe, den Knochen durch Ersatz des weiblichen Hormons Östrogen zu stabilisieren. Ausserdem senkt es die Blutfettwerte und schützt dadurch vor Schlaganfall und Herzinfarkt. Auch Wechseljahresbeschwerden und Hitzewallungen werden gemildert. Um den Knochenabbau zu stoppen, müssen die Hormone acht bis zehn Jahre lang eingenommen werden. Von der „Pille“ zur Empfängnisverhütung unterscheiden sich diese Hormone durch ihre geringere Dosierung.
Die Hormontherapie mit herkömmlichen Östrogenen kann allerdings Nachteile haben: es können wieder Blutungen ähnlich der Periodenblutung auftreten, die Bildung von Blutgerinnseln ist möglich und das Brustkrebsrisiko kann steigen. Um diese Nachteile auszuschalten, wurden die Östrogene weiter entwickelt zu den selektiven Östrogen-Rezeptor Modulatoren, den SERMs. Ein Vertreter ist der Wirkstoff Raloxifen. Er stabilisiert die Knochen und senkt die Blutfette. An der Gebärmutter und an den Brustdrüsen greift dieses Medikament hingegen nicht an. Blutungen bleiben daher aus, das Risiko für Brustkrebs ist nicht gesteigert.
Fortschreitenden Knochenabbau hemmen
Der Knochenabbau kann nicht nur durch die Geschlechtshormone gehemmt werden. Bisphosphonate bilden eine „Schutzversiegelung“ für die Knochen und hemmen einen weiteren Knochenabbau. Sie entfalten ihre Wirkung erst langfristig. Aus dieser Medikamentengruppe werden gegen Osteoporose die Wirkstoffe Alendronat, Etidronat und Risedronat eingesetzt. Der Arzneistoff Calcitonin hemmt ebenfalls den Knochenabbau. ER wird vor allem als Nasenspray eingesetzt, da er 9im Magen zerstört werden würde. Zusätzlich wirkt er schmerzstillend.
Knochensubstanz kann auch neu aufgebaut werden
Normalerweise werden die Knochen nur in der Jugend aufgebaut. Durch Fluoride ist es aber möglich, neue Knochensubstanz zu bilden. Um vollwertiges Knochengewebe zu bilden, muss immer ausreichend Calcium verfügbar sein. Eine calciumreiche Ernährung oder eine unterstützende Zufuhr in Form von Tabletten sind daher wichtig. Und dies gilt nicht nur für die Fluoride, sondern ausnahmslos für jede Osteoporosetherapie.