Die Luftqualität in China: Andrea Kirwel berichtet aus Ihrer Elternzeit
Die Feinstaubbelastung im Land China
Unsere Mitarbeiterin
Andrea Kirwel (in Elternzeit) berichtet
Andrea Kirwel (in Elternzeit) berichtet
Liebe Apotheke,
diesmal möchte ich mich einem Thema widmen, welches die Verwandtschaft wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lässt, warum wir uns unbedingt das Land China aussuchen mussten. Und ich muss zugeben, dies ist wirklich der einschränkenste Grund unseres Aufenthaltes, die Luftqualität.
Gerade jetzt in den Wintermonaten ist es besonders schlimm, neben den Industrieabgasen und den Autoabgasen kommen die Heizungsanlagen dazu, die zusätzlich Kohle verbrennen. Wenn der Wind ungünstig steht, können gerne Luftwerte an die 250 AQI (Air Quality Index) erreicht werden.
Zur Orientierung, die Feinstaubwerte werden in verschiedene Kategorien eingeteilt, bei 0-50 ist sie gut, in 50er Schritten geht es munter aufwärts, ab 150 sollten sensible Bevölkerungsgruppen z.B. Asthmatiker, ältere Menschen oder Kinder nicht über einen längeren Zeitraum im Freien sein, ab 200 ist für alle ein eingeschränkter Aufenthalt empfohlen, im Besonderen sind sportliche Aktivitäten zu vermeiden, da in dem Fall die kleinen Partikel besonders tief in die Lunge gelangen. Interessant ist dabei zu betrachten, dass alljährlich im November der Shanghai Marathon sich großer Beliebtheit erfreut…
Die kleinen Feinstaubpartikel sind leider nicht ganz ungefährlich, besonders tückisch sind die mit der Partikelgröße von 2,5µm, die eine hohe Lungengängigkeit besitzen und diskutiert wird, wie die anschließenden Gesundheitsfolgen sein können, angefangen von Allergien, Asthma, Lungenkrebs oder Herz-Kreislauferkrankungen.
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Die EU hat für die Feinstaubbelastung Richtlinien festgelegt. Nur an 35 Tagen im Jahr darf ein bestimmter Grenzwert (50 µm/m3 in 24h für PM 10) überschritten werden. In Stuttgart wurde dieser 2005 schon am 13. März überschritten. Die zuständigen Behörden sind danach verpflichtet, Luftreinhaltepläne aufzustellen, wie z.B. Fahrverbote zu erteilen. In China ist man leider davon noch weit entfernt. Angeblich darf auch neben der Regierung keiner die PM 2,5 Werte ermitteln. Ausnahmen sind jedoch Konsulate, die eigene Messstationen einrichten dürfen. Im letzten November brach kurzzeitig eine Panik unter den Expats aus, als die Messstation der amerikanischen Botschaft Werte von über 800 anzeigte. Anscheinend ist dort jedoch ein Sensor defekt, bisher kamen keine neuen Informationen.
Daher geht man lieber hin und misst eigenständig „im Kleinen“. Wir haben uns ein sogenanntes „Laseregg“ angeschafft, auch um die Luftwerte in der Wohnung zu ermitteln. Durch Fenster- und Türritzen gelangt der Feinstaub in die Wohnung. Daher laufen bei hohen Feinstaubwerten ständig Indoorluftfilter. Interessant ist, was die Werte in der Wohnung ansteigen lässt: pustet man die Kerzen des Adventskranzes aus oder stellt das Messgerät neben einen Laserdrucker, schnellen die Werte ebenfalls in die Höhe!
Hier in Shanghai versuchen wir, bei hohen Feinstaubwerten möglichst wenig vor die Tür zu gehen oder verwenden Atemschutzmasken mit speziellem Filter (FFP3 oder N99). Bisher habe ich mich ein wenig gesträubt, man sieht doch sehr aus wie Darth Vader von Star Wars und fühlt sich auch dementsprechend, aber was will man machen.
Ansonsten ist Shanghai im Winter jedoch sehr nett. Es gab sogar ein wenig Schnee, und es laufen die Vorbereitungen für Chinese New Year. Überall werden rote Laternen aufgehängt. Am 15.2. beginnt das Jahr des Hundes.
Einen positiven Effekt hat die ständige Kontrolle der Luftwerte, man lernt gute Werte zu schätzen und unternimmt definitiv etwas an der frischen Luft!
Genießt die klare Luft in Deutschland (wer interessiert ist, kann sich die Seite: http://aqicn.org/forecast anschauen :-)!)
Eure Andrea Kirwel