Warum brauchen wir den Lidschlag?
Zehn- bis zwanzigmal in der Minute fahren die Oberlider über die Augen. Dieser regelmäßige Lidschlag erfolgt automatisch und ist unabhängig von unserem Willen. Unterbleibt er, treten gesundheitliche Schäden auf.
Der Lidschlag hat zwei Funktionen: Zum einen befeuchtet er die Hornhaut des Auges und bewahrt sie vor dem Austrocknen. Manche Menschen haben es gelernt, ihren Lidschlag zu unterdrücken. Sie blicken lange starr geradeaus und erwecken so den Eindruck, leblose Wachsfiguren zu sein. Aber sie riskieren mit diesem Kunststück eine Erkrankung ihrer Hornhaut. Zum anderen wischt der Lidschlag Fremdkörper, die auf die Hornhaut geraten sind, fort. Er reinigt das Auge, wie es ein Scheibenwischer mit der Windschutzscheibe tut.
Mit fortschreitendem Alter „leiert“ die Haut der Lider aus. Sie wird schlaff und dehnt sich. Die Oberlider beginnen zu „hängen“. Dadurch verengt sich die Lidspalte immer mehr, so dass in extremen Fällen die Sicht behindert ist. Um die Funktion wiederherzustellen, entfernt der Chirurg einen Teil der überschüssigen Lidhaut. Auch eine Krankheit, bei der Lidhebermuskulatur gelähmt ist, führt zu einem Herabhängen des Lids. Das war z.B. beim griechischen Reeder Onassis der Fall. An den Lidern können sich eine Reihe von Krankheiten abspielen. Nach einer durchzechten Nacht z.B. schwellen sie am Morgen an: Es ist ein Lidödem entstanden, weil sich Gewebewasser angesammelt hat. Als Gegenmittel dienen feucht-kalte Umschläge auf die Lider.
Immer häufiger aber entstehen solche Zustände durch Allergien. Kommt jemand mit einem Stoff in Berührung, gegen den er überempfindlich – allergisch – ist, schwellen seine Lider an. Solche Substanzen finden sich in verschiedenen Kosmetika, im Nagellack, aber auch in Medikamenten, die ebenfalls solche Ödeme hervorrufen können. Sie bilden sich zurück, wenn die Ursache erkannt worden ist und vermieden wird. Auch bei manchen Herz- oder Nierenerkrankungen können geschwollene Lider auftreten. Sie sind dann das Anzeichen für eine allgemeine Wassersucht, die sich besonders im weichen Lidgewebe bemerkbar macht.
Eine häufte Erkrankung ist die Lidrandentzündung. Sie tritt als folge einer bakteriellen Infektion der Talgdrüsen auf, die hier liegen. Die Lidränder entzünden sich, sie jucken und sondern Eiter ab. Morgens sind die Lieder wie verklebt, da sie sich nur schwer öffnen lassen. Kamillenspülungen entfernen die Krusten und lösen die Verklebung. Auf jeden Fall sollte ein Arzt konsultiert werden.
Rechtzeitige Behandlung beugt einem eventuellen Wimpernverlust vor. Die akute Entzündung einer Lidranddrüse bezeichnet man als „Gerstenkorn“, ein Leiden, das wohl jeder bereits einmal durchgemacht hat. Das erste Anzeichen ist meistens ein Fremdkörpergefühl mit Tränenfluss. Der Lidrand rötet sich. An einer umschriebenen Stelle bildet sich ein harter Knoten, der im weiteren Verlauf vereitert. Ein gelber Punkt zeigt die Reife an. Sie lässt sich beschleunigen, wenn heiße Kompressen 3-4mal täglich je 10 Minuten lang aufgelegt werden (Leinsamen oder Kamillenteebeutel). Meistens bricht das Gerstenkorn von selbst auf, und der Eiter entleert ist. Manchmal muss es der Augenarzt öffnen. Auf keinen Fall darf an einem Gerstenkorn herumgedrückt werden! Damit würde man die Bakterien in die Umgebung hineindrücken. Weitere Informationen zum Gerstenkorn finden Sie hier.
Eine umschriebene Lidrandschwellung ohne Entzündung wird durch ein „Hagelkorn“ hervorgerufen. Es ist die Folge einer Verstopfung des Talgdrüsenausführungsganges. Hier helfen keine Kompressen. Ein Hagelkorn muss der Augenarzt operativ entfernen, da es durch keine andere Maßnahme zum Abheilen gebracht werden kann. Unvorsichtiges Herumdrücken kann den Zustand verschlimmern und die Operation erschweren. Weitere Informationen zum Hagelkorn finden Sie hier.